Franz Albert Leopold Oberndorff
Quick Facts
Biography
Franz Albert Leopold Fortunat von Oberndorff (* 15. November 1720 in Regendorf (heute Gemeinde Zeitlarn), Oberpfalz; † 29. Mai 1799 in Mannheim) war ein kurpfälzischer bzw. pfalz-bayerischer Minister und Statthalter der Kurpfalz.
Leben und Wirken
Er war der Sohn des pfalz-neuburgischen Landschaftskommissars und kurpfälzischen Kämmerers Philipp Anton Leopold Freiherr von Oberndorff (1675–1770) und dessen Gemahlin Maria Anna Susanna Auguste Josefa Freiin von Stingelheim (1700–46). Die Familie bekannte sich zum katholischen Glauben.
Franz Albert Leopold von Oberndorff kam 1734 mit seinem Vater an den Mannheimer Hof von Kurfürst Karl Philipp. Er diente hier als Page des späteren Kurfürsten Karl Theodor, der ihm allzeit freundschaftlich verbunden blieb.
Nach juristischen Studien in Heidelberg, ab 1744, folgte sein Aufstieg im staatlichen Verwaltungs- und Hofdienst. Zunächst Regierungsrat avancierte er 1748 zum Oberappellationsgerichtsrat, 1753 zum Präsidenten der adligen Bank bei der Regierung, 1754 zum Geheimen Rat, 1756 zum Hofrichter und 1765 zum Oberamtmann von Boxberg. 1773 erhielt Freiherr von Oberndorff die Ernennung zum Geheimen Staats- und Konferenzminister in sämtlichen Staats-, Reichs-, Kreis-, Hoheits-, Justiz-, Religions- und Polizeisachen.
Als Kurfürst Karl Theodor infolge der Vereinigung von Kurpfalz und Kurbayern, die Hauptstadtund Residenz 1778 von Mannheim nach München verlegen musste, setzte er seinen Vertrauten Franz Albert Leopold von Oberndorff als höchsten Minister sowie Statthalter in der nun zur Provinz herabgesunkenen Kurpfalz sowie im Herzogtum Jülich-Berg ein. Ihm unterstanden sämtliche Beamte und Behörden dieser Gebiete,alle kurfürstlichen Weisungen bedurften seiner Gegenzeichnung. Im Dezember 1787 übertrug man Oberndorff außerdem die Oberdirektion über sämtliche Finanzen Bayerns und der Oberpfalz.
Der Freiherr wurde Ehrenpräsident der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften, Ritter des Ordens vom Pfälzer Löwen (1768), Großprior der Ballei Neuburg des Malteserordens bayerischer Zunge (1782) und 1790 Reichsgraf. 1777 erwarb Oberndorff ein Herrenhaus in Neckarhausen und ließ es zu seinem Wohnschloss ausbauen. 1792 kaufte er auch das Schloss des kurpfälzischen Geheimrats Johann Sebastian von Castell in Edingen.
Während des 1. Koalitionskriegs unterstützte Oberndorff des Kurfürsten schwankende Neutralitätspolitik. Am 20. September 1795 übergab er in diesem Zusammenhang Mannheim kampflos an die Franzosen und ersparte ihm dadurch die Beschießung. Als die Reichstruppen im November des Jahres die Stadt zurückeroberten, ließ Reichsfeldmarschall Charles Joseph Clerfayt den Statthalter verhaften und man wollte ihn wegen Hochverrats anklagen. Da sich Kurfürst Karl Theodor nachhaltig für ihn einsetzte kam Graf Oberndorff am 27. März 1796 unter der Bedingung frei, zukünftig kein öffentliches Amt mehr zu bekleiden. Kurfürst Max IV. Joseph stellte 1799 seine Ehre wieder her und rehabilitierte ihn.
Franz Albert von Oberndorff starb am 29. Mai 1799 in Mannheim, er blieb unverheiratet. In Edingen-Neckarhausen ist die Graf-von-Oberndorff-Grundschule nach ihm benannt. Sein Neffe Christian Joseph Maria Fortunat von Oberndorff (1762–1809) war kurpfälzischer Kämmerer und Hofkammerpräsident. Die Nichte Maria Louisa Theresia Fortunata von Oberndorff (1767–1804), verheiratet mit dem bayerischen Kämmerer Franz Xaver Freiherr von Lerchenfeld (1758–1832), wurde im damals katholischen Chor der Heiliggeistkirche Heidelberg bestattet, wo sich ihr qualitatives Epitaph erhalten hat. Der Diplomat Alfred von Oberndorff (1870–1963) stammt ebenfalls aus dieser Familie.
Literatur
- Uwe Distler: Franz Albert Leopold von Oberndorff, Beiträge zur Pfälzischen Geschichte, Band 17, Bezirksverband Pfalz, 2000, ISBN 978-3-927754-40-9
- Wilhelm Kreutz: Oberndorff, Franz Albert Fortunat Leopold Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 397 (Digitalisat).
- Ralf Fetzer: Die Grafen von Oberndorff. Adelige Lebenswelten zwischen Oberpfalz und Oberrhein, Edingen-Neckarhausen 2005, ISBN 3-9809492-1-4