Christoph Kleine
Quick Facts
Biography
Christoph Kleine (geboren 25. Juni 1962 in Wilhelmshaven) ist ein deutscher Hochschullehrer, Religionswissenschaftler und Japanologe.
Leben
Kleine wuchs in Lübeck, Lauenburg und Geesthacht auf und machte sein Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht. Er studierte von 1984 bis 1991 Religionswissenschaft, Japanologie und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg und der Bukkyō-Universität in Kyōto. Seinen Magister Artium legte er 1991 ab. Mit einer Dissertation über Hōnens Buddhismus des Reinen Landes: Reform, Reformation oder Häresie wurde er 1995 an der Universität Marburg promoviert. Mit einem Stipendium der European Science Foundation forschte er 1996–1997 anschließend über buddhistische Hagiographie in Ostasien am Hōbōgirin-Institut (法寶義林研究所) in Kyōto. Mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft habilitierte er sich 2001 in Marburg mit einer Arbeit zum Thema Religiöse Biographien im ostasiatischen Buddhismus: Eine Studie über Gehalt, Form und Funktion hagiographischer Texte am Beispiel von Vitensammlungen aus China, Korea und Japan. Ab Januar 2003 war Kleine Privatdozent für Religionswissenschaft an der Fakultät für Geschichts-, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig. Ab dem Wintersemester 2004 bis September 2008 bekam er die Professur für Religion und Philosophie in Ostasien am Japan-Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er wechselte Im Herbst 2008 auf eine Professur für Religionsgeschichte (W 3) mit dem Schwerpunkt Buddhismus am Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig.
Christoph Kleine ist gegenwärtig (2015) Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW). Gemeinsam mit Oliver Freiberger ist er Schriftleiter der Zeitschrift für Religionswissenschaft (ZfR), die halbjährlich als wissenschaftliche Zeitschrift der DVRW beim Verlag De Gruyter erscheint. Er ist zudem Mitglied im DFG-Kollegium für Religionswissenschaft und Judaistik. Des Weiteren gehört er der European Association for the Study of Religions und der International Association of Buddhist Studies an sowie dem Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst (REMID).
Kleines laufendes, von der DFG gefördertes Forschungsprojekt geht zum Thema: Japanische Religionen im Kontext von Globalisierung und Säkularisierung. Ab April 2016 wird Kleine zusammen mit der Leipziger Kultursoziologin Monika Wohlrab-Sahr die DFG-finanzierte Kolleg-Forschergruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ an der Universität Leipzig leiten.
In seiner Forschung verbindet Kleine historisch-philologische Zugänge mit systematisch vergleichenden Perspektiven und theoretischen Reflexionen zur Funktion der Religion in unterschiedlichen Gesellschaften. Seine Sichtweise ist unter anderem von der Religionssoziologie Max Webersund der Systemtheorie Niklas Luhmanns beeinflusst. Gegen den Trend einer Fokussierung der gegenwärtigen Religionswissenschaft im deutschsprachigen Raum auf religiöse Gegenwartskulturen in Europa betont Kleine die Bedeutung der außereuropäischen Religionsgeschichte nicht zuletzt für die religionswissenschaftliche Theoriebildung. Mit dem Ziel, die außereuropäische Religionsgeschichte innerhalb der deutschen Religionswissenschaft zu stärken, gründete Kleine im Jahr 1999 zusammen mit Oliver Freiberger und Max Deeg den Arbeitskreis Asiatische Religionsgeschichte (AKAR) in der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW), dessen Ziel „die Schaffung eines Forums zur Verknüpfung von Forschungsaktivitäten und zum Informationsaustausch im Bereich der Religionsgeschichte Südasiens, Zentralasiens, Ostasiens und Südostasiens“ ist. Die Ergebnisse der Jahrestagungen des AKAR sind in bislang sechs Sammelbände veröffentlicht worden. Gegen populäre Ansätze der postcolonial studies innerhalb der Religionswissenschaft postuliert Kleine die Übertragbarkeit des Religionsbegriffs auch auf Kulturen, die über kein semantisches Äquivalent zum modernen europäischen Begriff „Religion“ verfügten. Kleine argumentiert hier einerseits funktionalistisch, andererseits unter Bezugnahme auf emische Prozesse der Bildung polythetischer Klassen: in nahezu allen bekannten Kulturen habe es auch schon vor der Begegnung mit der europäischen Moderne und der Übernahme des Religionsbegriffs Formen der sozialen Differenzierung gegeben, in deren Folge sich Kultursegmente und Handlungsfelder herausbildeten, die aufgrund diverser Familienähnlichkeiten und vergleichbarer sozialer Funktionen untereinander als funktionale Äquivalente betrachtet wurden und die mit dem metasprachlichen Begriff „Religion“ zu bezeichnen sind.
Schriften
- Hōnens Buddhismus des Reinen Landes: Reform, Reformation oder Häresie. Peter LangVerlag, Frankfurt am Main 1996 (Dissertation Uni Marburg 1995). ISBN 3-631-49852-7.
- (mit Li Xuetao und Michael Pye) A Multilingual Dictionary of Chinese Buddhism (Mehrsprachiges Handwörterbuch zum Chinesischen Buddhismus). Iudicium, München 1999. ISBN 3-89129-692-4.
- (mit Oliver Freiberger) Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010. ISBN 978-3-525-50004-0.
- Der Buddhismus in Japan: Geschichte, Lehre, Praxis. Mohr Siebeck, Tübingen 2011. ISBN 978-3-16-150492-1.
- Der Buddhismus des Reinen Landes: Aus der chinesischen und der japanischen Tradition. 1. Aufl., Insel Verlag; Verlag der Weltreligionen, Berlin 2015. ISBN 978-3-458-70053-1.
- (mit Edith Franke und Heinz Mürmel) (Hrsg.): Devianz und Dynamik: Festschrift für Hubert Seiwert zum 65. Geburtstag, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014. ISBN 978-3-647-54037-5.
- (mit Oliver Freiberger): Zeitschrift für Religionswissenschaft. ISSN 2194-508X