Birte Meier
Quick Facts
Biography
Birte Meier (geboren 1971) ist eine deutsche investigative Journalistin und Fernsehautorin. Bekanntheit erlangte sie durch einen Prozess für Lohngleichheit, den sie gegen das ZDF führt.
Beruf
Nach dem Abitur studierte Birte Meier ab 1991 Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin. 1993 wechselte sie zur Freien Universität Berlin, wo sie die Fächer Nordamerikastudien, Publizistik und Neuere Geschichte studierte und 1998 ihr Studium als Magistra Artium abschloss. Ein Stipendium der FU Berlin ermöglichte ihr 1996/97 einen zweisemestrigen Studienaufenthalt an der University of Chicago.
Ab April 1998 arbeitete Meier bei der Produktionsfirma Kobalt als Redakteurin und Autorin für die Sendungen Polylux (ORB) und Tracks (Arte). Seit 2000 veröffentlichte sie als freie Autorin Gesellschafts- und Kulturbeiträge für verschiedene Magazine von ARD, Arte, NDR und WDR. Daneben schrieb sie u. a. für die Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung. Schon sehr frühzeitig interessierte sie sich für neu entstehende Online-Formate, entwickelte Konzept und Projekte für interaktive Lernformate und ein Wissensportal.
Von Februar 2005 bis Februar 2007 war Meier Reporterin für Spiegel-TV, anschließend fest-freie Mitarbeiterin beim ZDF, wo sie anfangs für das Polit-Magazin Frontal 21 den Online-Content betreute. 2008 wechselte sie als Reporterin in die Redaktion von Frontal 21, seit 2010 als Redakteurin mit besonderer Verantwortung. Sie vertrat den Chef vom Dienst und dieStudioleitung im ZDF-Studio Singapur und veröffentlichte regelmäßig gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen investigative Beiträge mit aufwendiger Recherche.
Als Frontal 21-Redakteurin produzierte sie Wirtschaftsreportagen und politische Hintergrundbeiträge; so drehte sie zusammen mit Christian Esser die Dokumentation „Die große Samwer-Show – Die Milliarden-Geschäfte der Zalando-Boys“, deckte mit ihm den „Rent-a-Sozi“-Skandal einer SPD-Tochterfirma auf, die Termine bei SPD-Ministern gegen Geld anbot, und berichtete über die massenhafte Vernichtung von Retouren bei Amazon.
Auszeichnungen
Für ihre journalistische Arbeit erhielt sie diverse Stipendien, darunter Recherchestipendien des Deutsch-Französischen Jugendwerks und des American Council on Germany sowie das Journalist-in-Residence-Stipendium des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. 2012 hat Meier mit einem Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung am Medienprogramm des International Media Center als Medienbotschafterin China – Deutschland zur Förderung des demokratischen Journalismus teilgenommen.
Für ihre Arbeit wurde Meier mehrfach ausgezeichnet: 2015 gewann sie mit Christian Esser den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis für „Die große Samwer-Show“. Die Dokumentation war 2015 auch für den Prix Europa nominiert und stand auf der Shortlist für den Ernst-Schneider-Preis der deutschen Industrie- und Handelskammern für Wirtschaftsbeiträge. ProQuote Medien verlieh Meier im Jahr 2017 den Medienpreis Rose mit Stachel für ihre Courage im Kampf um gleiche Bezahlung. Für den Beitrag „Retouren für den Müll“ erhielt sie im November 2018 gemeinsam mit Astrid Randerath und Christian Esser den Preis für ausgezeichneten Wirtschaftsjournalismus der Friedrich und Isabel Vogel-Stiftung. Vom Beirat des Thomas Mann House wurde Meier als Thomas-Mann-Fellow für einen sechsmonatigen Arbeitsaufenthalt im ehemaligen Wohnhaus von Thomas Mann in Los Angeles im Jahr 2020 ausgewählt.
Gemeinsam mit Astrid Randerath, Christian Esser und Ilka Brecht erhielt sie für die Frontal 21-Reportage „Retouren für den Müll – Schrottplatz Amazon“ den Umweltmedienpreis 2019 der Deutschen Umwelthilfe. Für den Juliane-Bartel-Preis 2019 war sie mit Leonie Schöler und Christian Esser für die Reportage „Kinder kriegen für die Rente“ in der Kategorie Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag bis 10 min. nominiert.
Juristische Auseinandersetzung mit dem ZDF um Lohngleichheit
Ihre Beschäftigung mit Gesellschafts- und Wirtschaftsthemen führte Meier zum Thema der Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Dabei fand sie heraus, dass sie als fest-freie Mitarbeiterin innerhalb der Redaktion deutlich schlechter bezahlt wurde als männliche Kollegen mit gleichem Status, gleichem oder geringerem Aufgabenspektrum oder sogar geringerer Berufserfahrung. 2015 klagte sie deshalb wegen Entgeltdiskriminierung gegen das ZDF und forderte die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen.
Im Februar 2017 unterlag Meier mit ihrer Klage beim Arbeitsgericht Berlin. Einem Vergleichsvorschlag, gegen Zahlung einer Abfindung die Redaktion zu verlassen, hatte Meier nicht zugestimmt.
Mit juristischer Unterstützung der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) ging das Verfahren vor das Landesarbeitsgericht Berlin. Im Laufe des Verfahrens trug Meier Belege dafür zusammen, dass zwölf Männer mit vergleichbaren Aufgaben höher vergütet wurden als sie, ohne dass dies durch sachliche Kriterien wie Berufserfahrung, Betriebszugehörigkeit oder Ausbildung erklärt werden könne.
Am 5. Februar 2019 wurde ihre Klage auch in zweiter Instanz abgewiesen. Die Journalistin habe nach Ansicht des Landesarbeitsgerichts nicht belegen können, dass sie ein niedrigeres Gehalt als ihre männlichen Kollegen beziehe, weil sie eine Frau sei und deswegen diskriminiert werde. Meier habe somit keinen Anspruch auf Entschädigungszahlungen durch das ZDF und müsse die Kosten des Verfahrens tragen.
Meier stützte sich in ihrer Klage gegen das ZDF auch auf das Entgelttransparenzgesetz, das seit 2017 in Deutschland gilt und einen Auskunftsanspruch vorsieht. Allerdings komme das Gesetz nach Auffassung des Landesarbeitsgerichts bei ihr nicht zur Anwendung, da sie aufgrund ihres Status als fest-freie Mitarbeiterin des ZDF nur als arbeitnehmerähnliche Person gelte und daher keine Auskunft über die Gehälter ihrer Kollegen verlangen könne.
Birte Meier hat im Mai 2019 beim Bundesarbeitsgericht in Erfurt Revision und Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt.
Mitgliedschaften
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Siehe auch
- Frontal21