Birgit Kelle
Quick Facts
Biography
Birgit Heike Kelle (* 31. Januar 1975 in Heltau, Rumänien, als Birgit Heike Götsch) ist eine deutsche Journalistin und Publizistin.
Leben
Birgit Kelle siedelte 1984 als Rumäniendeutsche in die Bundesrepublik Deutschland über. Sie studierte einige Semester Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Dann folgte ein Volontariat beim Badischen Verlag in Freiburg.
2005 war sie Mitbegründerin der christlichen Monatszeitung VERS1 und führte sie als Chefredakteurin bis zur Einstellung der Zeitung 2008.
Birgit Kelle ist Kolumnistin beim Meinungs- und Debattenportal The European (Kolumne Volle Kelle) und schreibt bzw. schrieb unter anderem für Die Welt, den Focus, das Online-Portal kath.net, die Freie Welt, das Online-Magazin des Kopp Verlags, den Bayernkurier, eigentümlich frei und die Junge Freiheit. Sie war seit 2011 wiederholt Gast verschiedener Talkshows (beispielsweise Beckmann, Maybrit Illner, hart aber fair, Lanz, Menschen bei Maischberger) und wurde so einem größeren Publikum bekannt.
Kelle ist Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“. Seit Oktober 2010 ist sie Vorstandsmitglied von New Women For Europe (NWFE), einem heterogenen Dachverband von 28 kleinen Frauenorganisationen aus 13 EU-Ländern mit nach eigenen Angaben insgesamt rund 1100 Mitgliedern, der in das gemeinsame Transparenz-Register des Europäischen Parlaments und der Kommission eingetragen ist. Des Weiteren ist Birgit Kelle Mitglied der CDU.
Kelle ist mit dem Journalisten, Medienunternehmer und Autor Klaus Kelle verheiratet. Das Ehepaar hat vier Kinder und wohnt in Kempen am Niederrhein.
Standpunkte
Kelle engagiert sich nach eigener Aussage „für einen neuen Feminismus abseits von Gender-Mainstreaming und Quoten“. Sie vertritt die Auffassung, dass der traditionelle Feminismus ausgedient habe. Ihr Verein Frau 2000plus setzt sich für eine „neue Kultur der Frau“ ein. Sie wünscht sich einen „femininen Feminismus“, durch den der Wunsch nach Familie besser verwirklicht werden könne, und tritt dafür ein, dass Frauen sich statt für ein Leben aus Karriere und Kindern auch für ein traditionelles Familienleben entscheiden dürfen, ohne deswegen benachteiligt zu werden. Im September 2012 hielt sie vor dem Ausschuss des Familienministeriums ein Plädoyer für das Betreuungsgeld. 2014 organisierte sie gemeinsam mit der Zivilen Koalition Kundgebungen gegen den baden-württembergischen Bildungsplan unter dem Motto „Demo für alle“, das man von ähnlich gelagerten Demonstrationen in Frankreich im Jahre 2013 übernahm.
Rezeption
In der taz schrieb Simone Schmollack, Kelle propagiere „das Mutterdasein als ein heiliges Frauenideal“.
Ihr Artikel „Dann mach doch die Bluse zu!“ vom 29. Januar 2013 im The European, in dem Kelle Laura Himmelreich die Verantwortung für das sexistische Verhalten von Rainer Brüderle dieser gegenüber zuwies, wurde aufgrund der großen Verbreitung in sozialen Netzwerken laut den Diensten Werben & Verkaufen und 10000 Flies das „Social-Media-Phänomen des Jahres“. Über die erweiterte Buchfassung Dann mach doch die Bluse zu schrieb Danuta Szarek auf Focus Online: „Es liest sich, wie der nochmals gewählte Titel ‘Dann mach doch die Bluse zu’ vermuten lässt: unterhaltsam provozierend, polemisch, sarkastisch.“ Auch Alexander Wallasch in der Tageszeitung taz befindet, dass Kelles Buch das Zeug habe, „eine von Alice Schwarzer, Bascha Mika oder Élisabeth Badinter dominierte Debatte zu beleben – und tatsächlich zum Bestseller zu werden“, allerdings seien „Versuche, eine konservative Haltung zum neuen Modernen zu erklären, […] noch selten überzeugend gelungen.“
Andreas Kemper kritisierte in der taz, Kelle stelle sich als moderne Feministin dar, doch sie unterstütze die erzkonservativen Legionäre Christi. Ihr Antifeminismus sei so „alt und erstickend wie der missionarische Eifer der Legionäre Christi“.
Der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, kritisierte Kelle als Beispiel für Menschen, die mit dem Begriff „Gender“ wenig anfangen könnten. Kelles „Aufschrei“ gegen einen „vermeintlichen Genderwahn“ verstehe er als eine „populistische Anbiederei an veränderungsunwillige konservative Kreise“.
Auszeichnungen
Im November 2013 erhielt Kelle den Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten, der von der Förderstiftung konservative Bildung und Forschung in Berlin in Zusammenarbeit mit der Jungen Freiheit vergeben worden ist. Die Laudatio hielt Andreas Unterberger.
Veröffentlichungen
- Der alte Feminismus hat uns nichts mehr zu sagen. In: Eckhard Kuhla (Hrsg.): Schlagseite – MannFrau kontrovers. Klotz, Magdeburg 2012, ISBN 978-3-88074-031-0, S. 211–229.
- Keine Familienpolitik an den Interessen der Mütter vorbei! In: Klaus Hurrelmann, Tanjev Schultz (Hrsg.): Staatshilfe für Eltern. Brauchen wir das Betreuungsgeld? Beltz-Juventa, Weinheim 2013, ISBN 978-3-7799-2752-5, S. 72–85.
- Birgit Kelle: Dann mach doch die Bluse zu: Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn. 1. Auflage. Adeo, Asslar 2013, ISBN 978-3-942208-09-3 (pro-medienmagazin.de [PDF; 24,0 MB] Teilabdruck in gekürzter Fassung in Pro Medienmagazin 4/2013, S. 48–50).
- Birgit Kelle: GenderGaga. Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will. Adeo, Weinheim 2015, ISBN 978-3-86334-045-2.