Barbara Suckfüll
Quick Facts
Biography
Barbara Suckfüll(* 1857 inGemeinfeld; † nach 1928) war eine deutsche Bäuerin und Zeichnerin; sie wurde „1907 mit 50 Jahren in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, diktiert von Stimmen, die ihr Befehle erteilten zu schreien, zu fluchen, zu laufen und auch zu schreiben und zu zeichnen.“
Leben
Barbara Suckfüll lebte in einem kleinen Dorf in Unterfranken als Bäuerin. Sie bekam sieben Kinder, wovon zwei starben. Eines Tages hörte sie Stimmen, wirkte zuerst nur unruhig, wurde später laut, begann zu schreien; im Verlaufewird sie zunehmend aggressiv und gefährlich. Im Jahr 1907 wurde sie in die Landes-Irren-Anstalt Werneck eingewiesen. 1928 wurde sie, nachdem sie sich mehr und mehr beruhigt hatte, in ihren Heimatort entlassen. Über das Todesdatum ist nichts bekannt;ein Arzt notierte im Jahr 1934, „dass sie jetzt ihren Frieden mit sich gefunden hat“.
Werk
In der Anstalt begann sie zu zeichnen und auch schreiben; bis zu vier Seiten pro Tag. Sie hatte die Eigenart, nach jedem Wort einen Punkt zu setzen. Sie zeichnete Dinge des Alltags, z. B. Brot, Teller & Tasse, Besteck. Schriften und Zeichnungen haben mitunter das gleiche Thema.Die wenigen Blätter, die erhalten geblieben sind, werden als Art brut in der Sammlung Prinzhorn aufbewahrt.
„Die Arbeiten Barbara Suckfülls beeindrucken den Betrachter durch ihre überraschende ästhetische Spannung, die aus der Berührung und Verschmelzung von Text und zeichnerischer Mitteilung erwächst. Interessant ist, dass auch die moderne Kunst die Grenzen der einzelnen Medien auflöst und damit, die Verflechtung von Wort, Zeichen und Linie zu einer komplexeren ästhetischen Form als Ausdruck neu gefundener und empfundener Inhalte ermöglicht“
Der Komponist Caspar Johannes Walter schuf 2001 mit Krumme Dinger I-III ein Werk für Trompete und fünf Singstimmen und beziehtsichmitseinerArbeitaufdieTextevonEmmaHauckundBarbara Suckfüll.
Literatur
- Monika Ankele: Alltag und Aneignung in Psychiatrien um 1900: Selbstzeugnisse von Frauen aus der Sammlung Prinzhorn.Böhlau Verlag, Wien 2009, ISBN 3-205-78339-5.
- Bettina Brand-Claussen, Monika Jagdfeld: Irre ist weiblich: Künstlerische Interventionen von Frauen in der Psychiatrie um 1900. Das Wunderhorn 2009, ISBN 3-884-23218-5.
- Peter Riek: daß.hab.ich.auch.schon.einmal.gezeichnet. ; Zeichnungen und Räume zu Barbara Suckfüll ; aus Anlass der Ausstellungen 2007/2008 des Kunstvereins Reutlingen, der Galerie Parterre, Berlin und des Kunstvereins Ellwangen / hrsg. von der Sammlung Prinzhorn ,Snoeck, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-940953-07-0.
- Friederike Reents: Surrealismus in der deutschsprachigen Literatur. Walter de Gruyter 2009, ISBN 3-110-21366-4, S. 274.