Anton Kaulbach
Quick Facts
Biography
Wilhelm Anton Kaulbach (* 8. August 1864 in Hannover; † 23. April 1934 in Berlin-Lichtenrade) war ein tauber, deutscher Kunstmaler.
Leben
Anton Wilhelm (auch Paul Anton oder Anton Paul) Kaulbach wurde als Sohn des Künstlers Friedrich Kaulbach und dessen dritten Frau Marie, geb. Wellhausen, geboren. Er ertaubte im Kindesalter und besuchte deshalb die 1829 von Georg August Kuckuck gegründete Hildesheimer Taubstummenanstalt (heute LBZH Hildesheim). Er blieb neun Jahre dort und war während dieser Zeit bei Pflegeeltern in Hildesheim untergebracht.
Seine erste künstlerischen Erfahrungen sammelte er bei seinem Vater. 1882 holte sein Halbbruder Friedrich August Kaulbach ihn nach München, wo er bei diesem und bei anderen Malerei an der Kunstakademie München studierte. 1883 trat er dem Taubstummenclub „Monachia Gruß“ in München bei und war dort 2. Revisor bis 1889. 1884 porträtierte er den Maler Georg Müller vom Siel. Das Gemälde ist heute Teil der Sammlung des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. 1888 war Kaulbach auf der Münchener Jubiläumsausstellung im Königl. Glaspalast vertreten mit dem Werk Zwei Schachspieler. In der Zeitschrift Die Gartenlaube erschien am Jahresende 1892 in Heft 28 als Kunstbeilage der mehrfarbige Druck eines Studienkopfes von ihm mit dem Titel Ilse.
In den Jahren 1895 bis 1898 wohnte er im Hamburger Stadtteil St. Georg am Steindamm 12–14, 1899 und 1900 im Stadtteil Hamburg-Eilbek in der Wandsbeker Chaussee 211.
Ab 1901 wohnte Kaulbach in Berlin; bis 1929 mit Wohnsitz Kaiserplatz 13 (seit 1950 Bundesplatz). 1903 malte er seinen Vater Friedrich Kaulbach in dessen 81. Lebensjahr. 1906 beteiligte sich Kaulbach an der Weihnachts-Ausstellung im Kunstverein in Hamburg. 1907 stellte er ein Porträt und ein Gemälde, das ein Mädchen mit Mohnblumen zeigte, bei einer Ausstellung in Witten, die der Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark veranstaltete, aus. 1908 porträtierte er den ebenfalls gehörlosen Maler Heinrich Fick. Das Gemälde hängt heute im Doku- und Bildungszentrum zur Bayerischen Geschichte der Gehörlosen beim Landesverband Bayerns der Gehörlosen e.V. in München. Im Schreiberschen Haus oder im Kaulbach-Haus in Bad Arolsen sind ebenfalls Werke von Anton Kaulbach zu finden.
Anton Kaulbach schuf hauptsächlich Porträts, doch widmete er sich auch der Genremalerei. Seine Schwestern waren die Schriftstellerin Isidore Kaulbach und die Malerin Antonie Kaulbach, und ein weiterer Halbbruder von ihm war der Maler Sigmund Kaulbach (1854–1894).
Am 20. August 1898 heiratete er in Schöneberg Eva Bohl (* 1. Mai 1878 in Grabow; † 1953 in Berlin), das Paar hatte mehrere Kinder, darunter Franz Kaulbach (* 1899 in Hamburg; † 1967 in Kiel) und Gisela Thoelke-Kaulbach, die später die Echtheit von Kunstwerken Kaulbachs bestätigte. Teilweise wurde 1931 und 1932 die Echtheit von Gemälden Kaulbachs auch scheinbar durch einen Berliner Notar mit einer auf der Rückseite der Leinwand angeklebten, sogenannten Echtheitsurkunde beglaubigt.
Werke (Auswahl)
Faust und Mephisto, um 1900
Georg Müller vom Siel, 1884
Friedrich Kaulbach, 1903
Agnes Gräfin von Esterházy, um 1925
Damenporträt, 1916
Ehrungen
1902 wurde er in der von Heinrich Fick gegründeten Taubstummengesellschaft „Hufeisen – Kunst und Handwerk“ in München zum Ehrenmitglied erhoben.
Literatur
- Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Beitrag zur Kunstgeschichte, Band 1, 1891, S. 654 (Digitalisat)
- Kaulbach, Anton. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 20, E. A. Seemann, Leipzig 1927.
- E. S. Mittler (Hrsg.): Anton Kaulbach. Der letzte einer großen Malerfamilie. Berlin 1930
- Herbert Wolfgang Keiser: Gemäldegalerie Oldenburg. Bruckmann, München 1966, S. 146
- Joachim Busse: Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden 1977, ISBN 3-9800062-0-4, S. 659
- Evelyn Lehmann, Elke Riemer: Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen. Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 1978 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Mageda: Anton Kaulbach, Werke und Wertentwicklung MAGEDA-REPORT (PDF-Datei (15 Seiten, die 41 Werke umfassen) auf CD-ROM), THK GmbH, 2014, ISBN 3735307981