Allan Evans

Allan Evans (* 1941 in Macon, Georgia) ist ein US-amerikanischer Opernsänger (Bassbariton), der hauptsächlich im deutschsprachigen Raum tätig ist.

Evans war das älteste von acht Geschwistern und wuchs in Macon, Georgia, auf. Er besuchte bis 1959 die Ballard-Hudson Senior High School in Macon und studierte danach am Knoxville College in Tennessee, dann am College of St. Thomas, und schließlich Musikwissenschaft am Macalester College in St. Paul, Minnesota. Mit einem Stipendium der Reader’s-Digest-Verleger DeWitt und Lila Wallace versehen studierte er dann von 1962 bis 1966 Gesang an der Juilliard School in New York. Nach seinem Studienabschluss ging er 1966 nach Europa und vervollständigte seine Ausbildung in Bayreuth, an der Musikhochschule München, am Salzburger Mozarteum und bei Hilde Zadek in Wien.

Sein erstes Engagement hatte er 1968–1970 an der Wiener Kammeroper, gleichzeitig war er von 1968 bis 1972 am Theater Trier engagiert. Daraufhin war er freischaffend tätig und war häufig Gast am Theater Bremen, am Opernhaus Zürich, an der Oper Graz und an der Oper Köln.

Von 1978 bis 1986 war er Mitglied des Ensembles des Theaters Basel. 1987 wechselte er an das Nationaltheater Mannheim, wo er als Ensemblemitglied bis 1999 sang. Gastauftritte führten ihn u. a. an die Deutsche Oper Berlin, die Staatsoper Stuttgart, die Bayerische Staatsoper, die Oper Bonn, die Deutsche Oper am Rhein, die Oper Köln, die Staatstheater Kassel und Wiesbaden, das Stadttheater Bern sowie nach Kopenhagen und Luxemburg. 2006–2007 war er Ensemblemitglied am Staatstheater Kassel. In den 2000er/2010er Jahren sang er vor allem an der Staatsoper Hannover.

Der noch im Klima der Jim-Crow-Gesetze und der Rassentrennung aufgewachsene Evans war in den späten 1960er Jahren im deutschsprachigen Raum einer der ersten schwarzen US-amerikanischen Sänger, die an Opernhäusern Erfolge feierten. War er in den 1970er Jahren als freischaffender Sänger an mehreren deutschsprachigen Theatern zunächst hauptsächlich als Porgy in Gershwins Porgy and Bess zu sehen, eroberte er sich schon früh auch die großen Baritonrollen des deutschen und italienischen Repertoires. Noch 1995 hatte er mit rassistischen Vorurteilen zu kämpfen, als es über die Besetzung des Hans Sachs in Wagners Meistersingern von Nürnberg mit einem schwarzen Sänger in Mannheim „unschöne Bedenken“ gab. Das Mannheimer Publikum feierte Evans jedoch als Hans Sachs einmütig, und 1996 wurde ihm dort vom Land Baden-Württemberg der Titel Kammersänger verliehen. Evans sang alle großen Wagner-Partien für Heldenbariton, viele Rollen des italienischen Repertoires und auch viele moderne Opern, darunter mehrere Uraufführungen. Als „Mann von La Mancha“ und „Sweeney Todd“ war er auch in Musicals erfolgreich. Auch in Konzerten ist er oft zu hören. Mehrere Tonträger u. a. mit Unterhaltungsmusik und Spirituals erschienen in den 1970er und 1980er Jahren.

Evans ist Dozent an der Internationalen Theaterakademie Göttingen (ITA).

• Béla Bartók: Herzog Blaubarts Burg, Blaubart
• Ludwig van Beethoven: Fidelio, Don Pizarro
• Alban Berg: Lulu, Dr. Schön, Schigolch
• Georges Bizet: Carmen, Escamillo
• Benjamin Britten: Billy Budd, Claggart
• Benjamin Britten: Peter Grimes, Balstrode
• Friedrich Cerha: Baal, Baal (Schweizer Erstaufführung, Basel 1983)
• Peter Maxwell Davies: Das Martyrium des Hl. Magnus, Hakon
• Claude Debussy: Pelléas et Mélisande, Golaud
• Gaetano Donizetti: Viva la Mamma, Mamma Agata
• Victor Fenigstein: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Uraufführung, Augsburg 1986)
• George Gershwin: Porgy and Bess, Porgy
• Anthony Gilbert: Das Popgeheuer, Frank (Uraufführung, Kassel 1971)
• Karl Amadeus Hartmann: Simplicius Simplicissimus, Bauer
• Hans Werner Henze: El Cimarrón, El Cimarrón (Schweizer Erstaufführung, Basel 1978)
• Hans Werner Henze: Elegie für junge Liebende, Dr. Reichmann (US-Erstaufführung, New York 1965)
• Leoš Janáček: Die Sache Makropulos, Jaroslav Prus
• Ernst Krenek: Jonny spielt auf, Jonny
• Mitch Leigh: Der Mann von La Mancha, Don Quijote
• Frank Loesser: Guys and Dolls, Big Jules
• Jost Meier: Augustin, Augustin (Uraufführung, Basel 1988)
• Jost Meier: Der Drache (Uraufführung, Basel 1985)
• Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni, Don Giovanni
• Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail, Bassa Selim (Sprechrolle)
• Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro, Figaro
• Modest Mussorgski: Boris Godunow, Boris Godunow
• Jacques Offenbach: Les Contes d'Hoffmann, Lindorf etc.
• Giacomo Puccini: La fanciulla del West, Sid
• Giacomo Puccini: Gianni Schicchi, Gianni Schicchi
• Giacomo Puccini: Il tabarro, Michele
• Giacomo Puccini: Tosca, Scarpia
• Gioacchino Rossini: Guillaume Tell, Gessler
• Daniel Schnyder: Der Sturm, Caliban (Uraufführung, Bern 1996)
• Dmitri Schostakowitsch: Lady Macbeth von Mzensk, Boris Ismailow
• Stephen Sondheim: Sweeney Todd, Sweeney Todd
• Richard Strauss: Elektra, Orest
• Richard Strauss: Die Frau ohne Schatten, Barak
• Richard Strauss: Salome, Jochanaan
• Peter Tschaikowski: Eugen Onegin, Eugen Onegin
• Giuseppe Verdi: Macbeth, Macbeth
• Giuseppe Verdi: Aida, Amonasro
• Giuseppe Verdi: Don Carlos, Großinquisitor
• Giuseppe Verdi: Falstaff, Ford
• Giuseppe Verdi: Nabucco, Nabucco, Zaccaria
• Giuseppe Verdi: Simon Boccanegra, Simon Boccanegra
• Richard Wagner: Der fliegende Holländer, Holländer
• Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen: Das Rheingold, Wotan
• Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen: Die Walküre, Wotan
• Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen: Siegfried, Wanderer
• Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen: Götterdämmerung, Hagen
• Richard Wagner: Lohengrin, Telramund
• Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg, Hans Sachs
• Richard Wagner: Parsifal, Amfortas
• Richard Wagner: Tristan und Isolde, König Marke
• Carl Maria von Weber: Der Freischütz, Kaspar

• Evans, Allan, in: Kutsch/Riemens: Großes Sängerlexikon. Saur, München 2004
• Allan Evan's overseas success, Macon Magazine
• Stefan Koch: Zeitzeugen. Allan Evans, in: Liselotte Homering, Karin von Welck (Hrsg.): Mannheim und sein Nationaltheater. Menschen – Geschichte(n) – Perspektiven. Palatium-Verlag, Mannheim 1998, ISBN 3-920671-27-9, S. 218 f.
• Ralf-Carl Langhals: Charaktertyp mit Stimme, Mannheimer Morgen, 11. März 2011
• Paul Suter: Allan Evans. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 547 f.