Albert Lehr
Quick Facts
Biography
Otto Albert Arthur Lehr (* 20. Mai 1874 in Karlsruhe; † 10. Dezember 1960 in Nürnberg) war ein deutscher Architekt und bayerischer Baubeamter, der als Oberregierungsbaurat und Oberpostbaurat in Nürnberg und Würzburg tätig war. Er war Architekt der Nürnberger Kirche St. Paul in der Rangierbahnhof-Siedlung.
Biografie
Familie
Lehrs Vater war der Forstwissenschaftler und Nationalökonom Julius Lehr (1845–1894), seine Mutter Karoline Lehr geborene Calmberg (1848–1924). Er war seit 1909 verheiratet mit Erna Lehr geborene von Rode (1887–1956), Tochter des Generalmajors Georg von Rode. Sie hatten zwei Söhne, Roderich Bruno Lehr (* 1916; † 1943 vermisst in Russland), Theologiestudent, und Hermann Lehr (1920–1999), zuletzt Pfarrer in Burgthann.
Ausbildung und Beruf
Lehr, von seinen Freunden „Wams“ genannt, studierte nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in München an der Technischen Hochschule München Architektur. 1901 bestand er die zweite Staatsprüfung als Jahresbester. 1903 wurde er Eisenbahnassessor und Vorstand der Hochbaubetriebsdirektion Bamberg. Seit 1907 in Nürnberg tätig, arbeitete er als Oberbauinspektor sechs Jahre lang unter anderem an der Entstehung der großen Eisenbahnerwohnungssiedlung beim Nürnberger Rangierbahnhof.
Als besondere Aufgabe war ihm der Entwurf und Bau der evangelischen Kirche St. Paul in dieser Siedlung übertragen worden, dem einzigen Nürnberger Gotteshaus der Reformarchitektur. Die Einweihung der Kirche fand am 7. September 1913 statt. In der Festschrift hieß es: „Unsre Paulskirche macht auf den Besucher einen imposanten Gesamteindruck. Schlicht und einfach und doch nicht alltäglich; ernst, zuweilen derb und doch traulich, anheimelnd; ohne viel Schmuck, aber von gewaltiger Architektur - so sehen wir sie kraftvoll emporragen mit ihren beiden trutzigen Türmen; schon äußerlich betrachtet, das Bild einer echt protestantischen Kirche“.
Als Architekten-Assistent wurde er von der bayerischen Staatsbahn nach Istanbul entsandt. Dort wirkte er am Bau des Bahnhofs Haydarpaşa mit (Baubeginn 1906, Einweihung 1908). 1913 wurde er Direktionsrat an der Eisenbahndirektion Ludwigshafen am Rhein, 1920 Oberregierungsrat bei der Oberpostdirektion Würzburg.
Wegen hochgradiger Schwerhörigkeit trat Lehr 1933 in den Ruhestand.
Ehrungen:
- Ritterkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael IV. Klasse
- Ludwigskreuz.
Bauten und Entwürfe
- ab 1907: Eisenbahner-Siedlung am Nürnberger Rangierbahnhof
- 1913: evangelische St.-Paul-Kirche in Nürnberg
- 1926: Postamt Kleinheubach (mit Christoph Miller und Karl Schineis)
- 1926–1927: Postamt Mellrichstadt (mit Christoph Miller)
- 1928: Kraftwagenhalle Aschaffenburg (mit Christoph Miller und Heinrich Götzger)
- 1929: Wohngebäude Würzburg-Zellerau (mit Christoph Miller und Heinrich Götzger)
Schriften
- Die Wohnweise der Arbeiterfamilien in Bayern. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1911, Nr. 8. (Digitalisat);→ Buchdeckel und Inhaltsverzeichnis
Literatur
- Ferdinand Schmidt (Hrsg.): Die neue St. Paulskirche in Nürnberg-Rangierbahnhof. Verlag des Protestantischen Kirchenbauvereins, Nürnberg 1913.
- Festschrift 75 Jahre Nürnberg / St. Paul 1913–1988. Nürnberg 1988.
- Florian Aicher, Uwe Drepper: Robert Vorhoelzer. Ein Architektenleben. Die klassische Moderne der Post. Georg D. W. Callwey, München 1990, ISBN 3-7667-0960-7.