Siegbert Unikower

German judge, jurist and lawyer
The basics

Quick Facts

IntroGerman judge, jurist and lawyer
PlacesGermany
wasJudge Jurist Lawyer
Work fieldLaw
Gender
Male
Birth11 May 1901, Wrocław, Lower Silesian Voivodeship, Poland
Death29 September 1997Langen (Hessen), Offenbach, Darmstadt Government Region, Hesse (aged 96 years)
Politics:Socialist Unity Party Of Germany Social Democratic Party Of Germany
The details

Biography

Franz Siegbert Unikower (* 11. Mai 1901 in Breslau; † 29. September 1997 in Langen (Hessen)) war ein deutscher Jurist. Unikower war ein Mitbegründer der Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg, Oberlandesgerichtspräsident und Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Leben

Franz Unikower stammte aus einer Schneiderfamilie. Das Gymnasium beendete er mit dem Notabitur und nahm noch von Juni bis November 1918 als Landsturmmann am Ersten Weltkrieg teil.

Unikower wurde 1919 Sekretär der Jüdischen Arbeiterfürsorge. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaft an den Universitäten Berlin und Breslau und promovierte im Dezember 1922 mit der Dissertation Das Delikt § 327 Str.-Ges.-B. (Seuchengesetz). Seine Referendarszeit absolvierte er an den Gerichten in Oels sowie Breslau.

1921 wurde er Mitglied der SPD und engagierte sich bei der Vereinigung sozialistischer Juristen, der Sozialistischen Arbeiterjugend sowie Gewerkschaftsorganisationen. Ab 1926 war Unikower als Amts- und Landrichter tätig, von 1929 bis 1933 als Rechtsanwalt.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhielt er 1933 Berufsverbot und bestritt danach u. a. seinen Lebensunterhalt als Hausverwalter und Buchhalter. Nach den Novemberpogromen wurde er am 11. November 1938 inhaftiert, zuerst bis zum 6. Januar 1939 im KZ Buchenwald. Danach arbeitete er als Vertreter und leistete ab 1940 Zwangsarbeit bei der städtischen Müllabfuhr in Breslau. Von Sommer 1941 bis Februar 1943 arbeitete er bei der Fahrzeug und Motorenwerke (FAMO) GmbH in Breslau.

Am 6. März 1943 wurde er in das KZ Auschwitz deportiert, wo er die Häftlingsnummer 107.132 erhielt. Von diesem Zeitpunkt an war er bis Januar 1945 Häftling im KZ Auschwitz. Zunächst leistete er im Auschwitz-Monowitz Zwangsarbeit auf dem Holzplatz. Seine als Häftlingsschwester tätige Ehefrau verstarb im Lager an Typhus. Im Oktober 1943 wurde er als Häftlingsschreiber der Politischen Abteilung des Auschwitz-Monowitz zugeteilt. Nach der Evakuierung des KZ Auschwitz im Januar 1945 kam Unikower als Häftling am 2. Februar 1945 in das Außenlager Boelcke-Kaserne und wenige Tage danach in das KZ Mittelbau, wo er wieder Häftlingsschreiber bei der Politischen Abteilung wurde. Mitte April 1945 wurde er in das KZ Ravensbrück überstellt und von dort nach Wöbbelin (Mecklenburg), wo er Anfang Mai 1945 durch US-Truppen befreit wurde.

Bereits im September 1945 wurde er als Präsident des Oberlandesgerichts Schwerin eingesetzt. Dieses Amt hatte er bis zum November 1946 inne. Mit der Zwangsvereinigung von KPD und SPD im April 1946 wurde Unikower Mitglied der SED. Von September 1946 bis Dezember 1946 leitete er einen Volksrichterlehrgangs in Schwerin. Ende 1946 wurde Unikower von der Besatzungsmacht verhaftet, im August 1947 aber rehabilitiert entlassen.

1947 war Unikower Mitbegründer der das Land Mecklenburg-Vorpommern abdeckenden Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg K.d.ö.R. mit Gemeindehaus in Schwerin und seit 1948 deren Präsident. Von Februar 1948 bis Juli 1952 war Franz Unikower Vorsitzender des Strafsenats am Oberlandesgericht Schwerin und ab September 1952 Oberrichter am Bezirksgericht. Im Februar 1953 erfolgte seine Entlassung aus dem Justizdienst, die eine bis 1956 dauernde Auseinandersetzung mit Staats- und SED-Vertretern nach sich zog. Unikower wurde aufgefordert, öffentlich gegen den „Aggressor Israel“ aufzutreten. Nach seiner Weigerung befürchtete er Repressionen und flüchtete Ende Oktober 1956 nach Westdeutschland. Hier war er wieder Mitglied der SPD.

Franz Unikower arbeitete im Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Er war seit 1958 der Justitiar des Landesverbands Hessen und Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland. Am 29. Januar 1959 sandte Unikower ein „Verzeichnis vom 4. 9. 1958 betreffend SS-Leute, die in Auschwitz Dienst gemacht hatten“ an Fritz Bauer, die im Rahmen der Ermittlungen bezüglich des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses eine gewichtige Rolle spielten.

Unikower war ab 1931 in erster Ehe mit der Schauspielerin Helene Nowak verheiratet, die 1939 geschieden wurde. Im Januar 1942 heiratete er die Krankenschwester Charlotte, geborene Bremer. Im Februar 1949 heiratete Unikower die verwitwete Landgerichtsrätin Ursula Bauer aus Mecklenburg, ehemals Studentin in seinen Rechtskursen. Unikower war Vater einer Tochter: Eva (* 15. Oktober 1926).

Ehrungen

  • 18. August 1966 Großes Bundesverdienstkreuz

Literatur

  • Rolf Bartusel: Franz Unikower, in: Zeitgeschichte Regional, Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern. 2. Jg. (1998), Nr. 2, S. 56–61, ISSN 1434-1794
  • Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. S. Fischer, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-039333-3. 
  • Axel Seitz, Geduldet und vergessen: Die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg zwischen 1948 und 1990, Bremen: Edition Temmen, 2001, ISBN 978-3-86108-773-1
  • Beatrice Vierneisel: Erinnerungszeichen: Franz Siegbert Unikower. Ein Porträt. Hrsg. Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin e. V. Wöbbelin o.D. [2011], ISBN 978-3-934411-55-5.
  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 10273. 

Referenzen


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