Biography
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Quick Facts
Intro | German hairdresser | |
Places | Germany | |
was | Hairdresser Makeup artist | |
Work field | Fashion | |
Gender |
| |
Birth | 5 January 1852, Salbke, Magdeburg, Saxony-Anhalt, Germany | |
Death | 7 May 1901Brandenburg an der Havel, Brandenburg, Germany (aged 49 years) |
Biography
Johann Friedrich Andreas Bollmann, genannt Fritze Bollmann (* 5. Januar 1852 in Salbke bei Magdeburg; † 7. Mai 1901 in Brandenburg an der Havel) war ein Barbier in Brandenburg, der unfreiwillig von seiner Umgebung zum Original gemacht wurde.
Leben
Bollmann war der Sohn des aus Salbke stammenden Leinewebers Johann Friedrich David Bollmann und dessen Groß-Otterslebener Frau Marie Sophie, geborene Mesenberg. Er erlernte den Beruf eines Frisörs, der in damaliger Zeit Barbier hieß. Zwischen 1875 und 1879 arbeitete er in Berlin, Ziesar und Fehrbellin. Nachdem Fritz Bollmann bereits 1875 als Gehilfe in einem Barbiergeschäft in Brandenburg an der Havel tätig gewesen war, kehrte er 1879 in die Stadt zurück. Von 1882 bis 1896 führte er in der Brandenburger Altstadt ein eigenes Barbiergeschäft, bediente aber auch Kunden in deren Wohnung. Um 1882 heiratete er, seine Braut brachte ein uneheliches Kind in die Ehe, weitere zehn Kinder wurden geboren, aber nur drei von ihnen erreichten das Erwachsenenalter. Bollmann geriet trotz flinker und fleißiger Arbeit in eine wirtschaftliche Notlage, die ihn zum Alkoholiker werden ließ. Der häufig betrunkene Bollmann wurde von Kindern verspottet und geärgert („Fritze“). Bollmann verstand den Kinderspaß nicht, er verfolgte die Kinder und bespritzte sie mit Rasierschaum. Da ihn niemand ernst nahm, wurde er zur Spottfigur von Brandenburg. Mehrere Wohnungswechsel ließen den Spott nicht verstummen. Bollmann starb verarmt im Städtischen Krankenhaus im Sekretariats- und Syndikatshaus am Altstädtischen Markt an Zungenkrebs. Sein Grab befindet sich auf dem Altstädter Friedhof in Brandenburg an der Havel.
Das Lied von „Fritze Bollmann“
Beim Angeln im Domstreng, einem Nebenarm der Brandenburger Niederhavel an der Dominsel Brandenburg, stürzte Bollmann aus dem Kahn, was er seinen Kunden erzählte. Daraufhin dichteten die Kinder, die ihn ohnehin ärgerten, ein Spottlied auf ihn. Im Jahr 1885 erschien auf einer Postkarte eine erste Fassung des von ursprünglich zwei auf vier Strophen angewachsenen Liedes. Obwohl er ein Verbot des Vertriebs der Postkarte erwirkte, wurde das Spottlied nach der Melodie Bei Sedan auf der Höhe… weiterhin gesungen. Weitere Strophen wurden danach von Erwachsenen hinzugefügt.
Zu Brandenburg uff’m Beetzsee,
Ja da liegt een Äppelkahn,
und darin sitzt Fritze Bollmann
mit seinem Angelkram.
Fritze Bollmann wollte angeln,
doch die Angel fiel ihm rin,
Fritze wollt se’ wieder langen,
doch da fiel er selber rin.
Fritze Bollmann rief um Hilfe,
liebe Leute rettet mir,
denn ick bin ja Fritze Bollmann,
aus der Altstadt der Barbier.
Und die Angel ward jerettet,
Fritze Bollmann, der ersoff,
und seitdem jeht Fritze Bollmann
uff’n Beetzsee nich mehr ruff.
Fritze Bollmann kam in’n Himmel:
„Lieber Petrus laß mir durch,
denn ick bin ja Fritze Bollmann,
der Barbier aus Brandenburg.“
Und der Petrus ließ sich rühren
und der Petrus ließ ihn rin
hier jibts och wat zu balbieren,
„Komm mal her, und seif mir in.“
Fritze Bollmann, der balbierte,
Petrus schrie: „Oh’ Schreck und Graus,
tust mir schändlich massakrieren,
Det hält ja keen Deubel aus.“
„Uff’ de jroße Himmelsleiter
kannste widder runter jehn,
kratze Du man unten weiter,
Ick laß mir’n Vollbart stehn.“
(aktuelle Variante)
Nach 1905/06 erschienen Texterweiterungen und Varianten, die durch Wassersportler, Handwerksburschen, Soldaten und später durch Liederbücher und Musiker weiter verbreitet wurden. Auch heute wird es zu vielen Anlässen gesungen und es entstehen weiter neue Varianten. Es machte Bollmann zum bekannten Original, der als populäre Volksfigur auf Volksfesten nach wie vor auftritt.
Ehrungen und „Namensverwertungen“
1924 wurde in Brandenburg ein Angler-Brunnen des Brandenburger Bildhauers Carl Lühnsdorf errichtet, der im Volksmund Bollmann-Brunnen genannt wird. Er stand früher am Freibad Grillendamm und wurde 1981 als Kopie ins Stadtzentrum (Hauptstraße) umgesetzt.
Der Komponist Wilhelm Lindemann, von dem auch heute noch Kompositionen populär sind (Trink, trink, Brüderlein trink), legte sich in den 1920er Jahren das Pseudonym Fritze Bollmann zu.
In der Stadt Brandenburg an der Havel gibt es seit Jahrzehnten in der Nähe des Beetzsees einen Fritze-Bollmann-Weg. Seit den 1990er Jahren heißt ein Stichweg der Brandenburger Hauptstraße „Bollmann-Passage“. Weiterhin tragen in der Stadt zwei Gaststätten, ein Fanclub von Hertha BSC (OFC „Fritze Bollmann“), seit 2003 ein Jugend-Wettbewerb des Handballvereins SV 63 Brandenburg-West (Bollmann-Cup) sowie ein Verlag der Anglerverbände Brandenburgs („Fritze Bollmann“ Verlags-, EDV- und Vertriebsgesellschaft mbH) in Brunne seinen Namen.
Von 2003 bis 2007 veranstalteten der SKB Stadtkanal Brandenburg und der Initiator Thomas Krüger in Kooperation mit André Eckhardt den Preis „Der Goldene Bollmann“ in Form einer Statuette an verdienstvolle, ehrenamtlich und uneigennützig tätige Bürger in den Kategorien Soziales Engagement; Kinder, Jugend und Bildung; Kultur und Wissenschaft; Wirtschaft sowie Sport.
Nordöstlich von Brandenburg an der Havel liegt am Beetzsee der Päwesiner Ortsteil Bollmannsruh, der an der Stelle einer früheren Ziegelei entstand und 1927 seinen Namen nach Bollmann erhielt, obwohl er mit diesem Ort nichts unmittelbar zu tun hatte. Heute gibt es hier ein Hotel, eine Kinder-, Jugend- und Bildungsstätte des Humanistischen Regionalverband Brandenburg/Belzig und eine Segelschule.
Die Stadt Magdeburg, zu der Bollmanns Geburtsort Salbke heute gehört, benannte 2002 nach ihm eine Straße (Fritze-Bollmann-Straße).
Fritz, der Jugendsender des Rundfunk Berlin Brandenburg, hatte bis 2007 eine Sendung mit dem Namen „Bollmann“ im Programm, deren Bestandteil unter anderem ein Hörertalk mit aktuellen Themen war.
Literatur und Film
Der Schriftsteller Hermann Fiddickow nahm die Figur von Fritze Bollmann als Vorlage für die Novelle „Fritze Bollmann. Die Tragikomödie vom Brandenburger Barbier“, bei der er sich die dichterische Freiheit nahm, aus dem in Wirklichkeit geplagten Familienvater einen Junggesellen von 40 Jahren zu machen.
Auf der Grundlage dieser Novelle wurde 1942/43 der Film „Fritze Bollmann wollte angeln“ (Regie: Volker von Collande) von der Tobis mit Will Dohm in der Hauptrolle verfilmt.
Sonstiges
Ein Sohn Fritze Bollmanns, Ernst Bollmann, geb. am 23. Januar 1893 in Brandenburg an der Havel, bewarb sich als Rats-Mitglied des Kölner Stadtrates am 20. Februar 1932 auf den Posten des Brandenburger Oberbürgermeisters. Die Bewerbung wurde allerdings nicht berücksichtigt.
Literatur
- Hermann Fiddickow: Fritze Bollmann. Die Tragikomödie vom Brandenburger Barbier – ergötzlich, erschröcklich und gleichermaßen erfreulich, erzählt und fabuliert Fidow. Berlin-Schöneberg: Verl. Deutsche Kulturwacht 1934.
- Friedrich Grasow: Der Brandenburger Barbier Fritze Bollmann. In: Brandenburger Anzeiger vom 2. Juni 1934.
- Katharina Kreschel: War Fritze Bollmann ein Original? In: Brandenburger Blätter – Band 2. Beiträge zur Regionalgeschichte des Brandenburger Havellandes. Hrsg. von Günter Mangelsdorf im Auftrag des Museums Brandenburg. Brandenburg 1979, S. 37–46.
- Katharina Kreschel/Olaf Bernstengel: Der Barbier Fritze Bollmann. In: Brandenburger Originale, Brandenburger Museums-Handbuch, Bd. 2, 1993, S. 30–40.
- Katharina Kreschel: Johann Friedrich Andreas („Fritze“) Bollmann – Stadtoriginal. In: Marcus Alert, Wolfgang Kusior: 45 namhafte Brandenburger. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-34-5.
- Katharina Kreschel: Johann Friedrich (Fritze) Andreas Bollmann. In: Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1 (aktualisierte Online-Version).
- Georg Maeße: In Brandenburg auf dem Beetzsee! 1885–1985. Zur 100sten Wiederkehr der Entstehung des Brandenburger Volksliedes über Fritze Bollmann. 1985 (Faltblatt)
- Lukas Richter: Der Berliner Gassenhauer. Darstellung, Dokumente, Sammlung. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1969, S. 327–330.
- Martin Wiehle: Magdeburger Persönlichkeiten. 1993, ISBN 3-910146-06-6, S. 88.